Die klassische Bindegewebsmassage gehört zu den so
genannten Reflexzonenmassagen. Die Grundidee hinter
diesen Techniken ist, dass die Behandlung nicht nur
lokale Effekte am Ort der Massage bewirken soll, sondern
über bestimmte Nervenreizungen (Reflexe) sollen sich
auch Fernwirkungen auf innere Organe erzielen lassen.
Die Fernwirkung auf innere Organe kommt nach
naturheilkundlichen Vorstellungen so zustande: Die Haut
wird von Nervenfasern versorgt, die ihren Ursprung jeweils
in einem bestimmten Abschnitt der Wirbelsäule haben.
Hautpartien, die von dem selben, zwischen den Wirbeln
hervortretenden Nervenstrang versorgt werden,
bezeichnet man als ein Segment. Zu einem solchen
Segment gehören jedoch nicht nur die entsprechenden
Hautpartien, sondern auch die inneren Organe, die von
dem selben Nervenstrang versorgt werden. Diese Organe
sollen sich durch eine Massage des Hautsegmentes
positiv beeinflussen lassen. Bindegewebstherapeuten
haben daher auf dem Rücken bestimmte, senkrecht zur
Wirbelsäule verlaufende Zonen definiert, die sie einem
Organ zuordnen. Wenn sich in dieser Zone Verklebungen
finden, deuten sie das als Störung der Organfunktion.
In den letzten Jahrzehnten wurde die systemtische
Organisation des Bindegewebes durch die Einbeziehung
der Gravitationswirkung auf die menschlichen Struktur
erweitert. Struktur wird hierbei als gewohnheitsmäßig,
nicht willentlich veränderbare Form verstanden, die der
Körper über die Jahrzehnte hinweg annimmt. In dieser
Struktur manifestieren sich vielerlei Einflüsse, angefangen
von Erbanlagen, Traumata, Unfällen etc. Wir imitieren
unbewußt die Haltungen unserer Eltern, Lehrer, Idole und
damit auch gesellschaftliche Trends. Und es zeigen sich
die Verkörperung unserer tiefsten Wünsche und
Bedürfnisse, unserer Sehnsüchte und Anschauungen.
Die Schwerkraft ist Herausforderung und Unterstützung für
den Körper
All diese Einflüße führen zu einer individuellen
Körperbalance, die ständig in Wechselwirkung mit der
Schwerkraft steht, jener senkrecht zur Erdoberfläche
wirkenden Kraft, die uns auf der Erde hält. Erst die
Schwerkraft macht die verlorengegangene Ordnung der
Körperstruktur sichtbar und spürbar.
Ein Ziel der Strukturellen Körpertherapie ist es, durch die
Aufrichtung des Körpers diese Ordnung in der
Körperstruktur wiederherzustellen, wodurch die
Schwerkraft nicht mehr als belastende, sondern als
unterstützende Kraft wirken kann. Diese Aufrichtung ist
nicht nur ein körperlicher Akt, sondern auch ein Prozess
von Bewußtwerdung und wirkt auf die seelische und
energetische Befindlichkeit zurück. So hat die Arbeit an
der Körperstruktur vielfältige Perspektiven einer
ganzheitlichen Arbeit am und mit dem Menschen.